Meine Freunde, durch die Entwicklung der lieblichen Klarheit der Achtsamkeit vermöt Ihr, das Greifen nach Vergangenheit und Zukunft zu überwinden, Anhaftung und Abneigung hinter sich zu lassen und alles ängstliche Streben zu unterlassen, sodass sich die unerschütterliche Freiheit des Herzens einstellt, hier und jetzt. Buddha
https://www.youtube.com/watch?v=dSsAEWkmBFU
Achtsamkeit ist nichts anderes als Aufmerksamkeit.
Eine Haltung des Gewahrseins voller Respekt und frei von Wertung. Es fördert die Gesundheit sowohl bei Lehrerinnen und Lehrern als auch bei Schülerinnen und Schülern.
Wie funktioniert eine uns befreiende Achtsamkeit?
Normalerweise schätzen wir uns selbst und andere ständig ein, das ist auch eine Voraussetzung des Lehrerberufs. Unser Alltag ist von einer Mischung aus Erwartungen, Kritik und Kommentaren versehen. Bringen wir jedoch unserer Erfahrung eine achtsame Aufmerksamkeit - ohne zu werten - entgegen, so wirkt das befreiend und wir erleben mehr Ausgeglichenheit, Freiheit und Überblick. Wenn wir jedoch unsere eigene Unzufriedenheit, Hilflosigkeit, Wut, Schmerz, Ehrgeiz, unsere Werte,
Überzeugungen, Sehnsüchte und unsere innere Güte leugnen, werden wir und andere Leid erfahren.
Wir alle in der Schule kämpfen im Alltag mit den Herausforderungen des Samurai. Zu viel und zu schnell wechseln die täglichen Anforderungen und erwarten oft eine schnelle Antwort und Reaktion von uns.
Mit dem Erkennen unserer aufkommenden Gefühle kommt oft eine Form von Abneigung oder Anhaftung gegen / an die damit verbunden Gefühle auf. Akzeptieren bedeutet, diese Gefühle für den Moment einfach stehen zu lassen und zu erforschen, ohne direkt darauf zu reagieren.
"Wenn Du begreifst, sind die Dinge so, wie sie sind. Begreifst Du aber nicht, sind die Dinge immer noch so, wie sie sind", benennt eine Zen Weisheit diese Situation. Das bedeutet nicht, dass wir nichts tun sollten. Sondern das wir uns ersteinmal einen Überglick verschaffen, ohne direkt zu reagieren. "Wir bringen unsere Aufmerksamkeit vollen Respekt und Interesse auf , nicht um die Umwelt zu manipulieren, sondern um die Wahrheit zu begreifen. Wenn wir sehen, was wahr ist, wird unser Herz frei" schreibt Shunryu Suzuki. "Auf der Ebene des Supreme Court (des obersten Gerichtshofes der Vereinigten Staaten), auf der wir arbeiten, werden 90 Prozent aller Entscheidungen emotional getrofffen. Der rationale Teil unseres Selbst liefert uns nur die Begründungen für unsere Vorlieben oder Abneigungen" schreibt Richter William O´Douglas. Das sieht bei uns Lehrerinnen und Lehrern nicht anders aus, wie Untersuchungen zur Leistungsdiagnistik belegen.*1 "Die Kunst des Lebens besteht weder darin, sich sorglos treiben zu lassen, noch darin, ängstlich an allem anzuhaften. Lebenskunst heißt, jeden Augenblick gegenüber sensibel zu sein. Ihn als neu und einzigartig zu betrachten, während der Geist offfen und empfänglich bleibt." schreibt Alan Watts.
Werden jedoch zu viele Herausforderungen an uns zeitgleich an uns herangetragen, so reagiert unser Körper zunächst unbewusst. Der Körper ist der Spiegel für unsere Gefühle. Achtsamkeit kann uns lehren die Anspannung in unserem Geist zu erkennen und diese dann bewusst wahrzunehmen. Dazu gehört es, die Gedanken, Gefühle und Emotionen zu benennen, ohne diese zunächst zu bewerten. Wir erhalten damit Abstand und mehr Überblick über eine Situation. Dabei hilft es, sich über unseren Atem in der Gegenwart zu verankern.
Die vier Grundlagen dieses achtsamen, nicht wertenden Wandels in uns sind:
1. Erkennen / Benennen was ist.
2. Akzeptieren, was ist.
3. Erforschen von Körperreaktion, Gefühlen und des Geistes.
4. Nicht Identifizieren
"Weisheit erkennt, welche Gefühle in uns präsent sind, ohne sich in ihnen zu verlieren." ist daher das neunte Prinzip der buddhistischen Psychologie.
Jede Erfahrung unseres Lebens, jede Herausforderung, der wir uns stellen, besteht aus unterschiedlichsten angenehmen, unangenehmen und neutralen Momenten. Diese Gefühle stellen den Fluss des Lebens dar. Nehmen wir die grundlegende gefühlsmäßige Färbung des Augenblicks wahr und stellen fest wie und ob wir darauf reagieren, hilft uns aus automatischen Reaktionsmustern auszubrechen. Das heißt auf keinen Fall, Gefühle unreflektiert heraus zu lassen oder diese zu unterdrücken. Nehmen wir Gefühle wahr, erkennen und Akzeptieren wir diese, können wir sie ersteinmal in unseren Körperreaktionen und Gefühlen erforsche und stehen lassen und uns ersteinmal im Augenglick nicht mit ihnen identifizieren. Die Reflektion der Gefühle findet erst im Anschluss aus der Ruher heraus statt.
*1 II. Studie: "Herkunft zensiert?" Leistungsdiagnostik und soziale Ungleichheit in der Schule. Kai Maaz, Franz Baeriswyl, Ulrich Trautwein. Springer Link Mai 2013
Kinder aus bildungsfernen Elternhäusern werden in deutschen Schulen
ungerecht behandelt. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie deutscher und
Schweizer Bildungsforscher. Bei gleicher Leistung erhalten Schüler, die
in sozial schwierigen Verhältnissen aufwachsen, schlechtere Noten als
ihre Kameraden aus bildungsnahen Schichten. Benachteiligung erfahren sie
allerdings nicht nur durch die Lehrer. Auch die Entscheidung der Eltern
für die weitere Schullaufbahn ihres Nachwuchses hält Schüler aus
bildungsfernen Familien von höheren Schulabschlüssen ab.