Freitag, 17. Juli 2020

Kindheitstrama und seine Folgen


Ein wachsendes Verständnis entwickelt sich durch überzeugende Beweise aus den neuesten neurobiologischen Erkenntnissen, dass sich die Grundlagen von lebenslanger Gesundheit bereits in der frühen Kindheit und der pränatalen Periode aufgebaut.
Ein Kind, das in einer sicheren Umgebung mit unterstützenden Beziehungen und verlässlichen Routinen aufwächst, entwickelt eher gut funktionierende physiologische Strukturen, einschließlich der Gehirn- und Neuronalen-Kreisläufe, die eine positive Entwicklung und eine lebenslange Gesundheit fördern. Kinder hingegen, die in einem unsicheren Umfeld aufwachsen, in dem sie sich bedroht oder vernachlässigt fühlen, können physiologische Reaktionen und ein Bewältigungsstrategie entwickeln, das auf die harten Anforderungen abgestimmt ist, welches das Kind in seiner prägenden Phase erlebt. Dieses erlernte Bewältigungspotenzialen beeinträchtigt sowohl das körperliche als auch das geistige Wohlbefinden, sowie das Selbstregulierungsverhalten und des effektive Lernen. Die Gesundheit und das Verhalten der Betroffenen Kinder und späteren Erwachsenen kann dadurch ein Leben lang ungesund beeinflusst sein, da sie sich in der Folge in einem permanenten Angriffs-, Verteidigungs- und Taubheitsgefühl befinden oder ihre Gefühle und ihr Verhalten eingefroren zu sein scheinen. Physiologische Systeme funktionieren in der Regel am effektivsten, wenn sie in einem gut regulierten Bereich arbeiten – und signifikante Abweichungen über beide Enden dieses Bereichs hinaus können zu Problemen in der körperlichen und geistigen Gesundheit führen.
Erkenntnisse der Neurohplastizität belegen, dass dieses Wissen genutzt werden kann und sollte, um innovative Lösungen und Hilfen für die betroffenen Kinder zu entwickeln, um vermeidbare Krankheiten und vorzeitige Todesfälle, Schuldistanz und Schulabruch zu reduzieren und die hohen Kosten der Gesundheitsversorgung für chronische Krankheiten und des Sozialsystems zu senken.
Sowohl die ACE (Adverse Childhood Experiences) Studie an über 17.000 Erwachsenen als auch die Dunedin Langzeitstudie konnte belegen, das frühe Kindheitskonflikte und Widrigkeiten, die ein Kind hilflos zurücklassen und zu einer bleibenden seelischen Verletzung führen. Die ACE Studie konnte nachweisen, das sich diese Widrigkeiten aufsummieren und eine Posttraumatische Entwicklungsstörung zur Folge haben können. In der Studie wurden zehn prägende Einflüsse untersucht. Hierzu zählen emotionale Vernachlässigung, emotionaler Missbrauch, körperliche Vernachlässigung, körperliche Misshandlung, Gewalt gegenüber einem Familienmitglied, Trennung/Scheidung der Eltern, Suchtmittel-Missbrauch eines Familienmitgliedes (Alkohol, Drogen), psychische Erkrankungen eines Familienmitgliedes (z.B. Depression, Bipolare Störung), Konflikte eines Familienmitgliedes mit der Polizei oder sexueller Missbrauch. Aber auch andere Faktoren spielen, wie man mittlerweile weiß, eine große Rolle wie z.B. Armut. Dabei werden diese Faktoren jeweils häufig von Generation zu Generation weiter gereicht. Nicht nur an Brennpunktschulen kommt es in der Gesellschaft zur Aufsummierung dieser Faktoren, die weitreichende Folgen für das spätere Leben des Kindes zeigt.

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